Rathaus und Markt 1967

Zeugnis eines ereignisreichen Festjahres…

Dieser Vergleich zeigt ein Foto des Marktes vom 4. Juni 1967.
Aus welchem Anlass genau das Bild seinerzeit entstanden ist, lässt sich nicht bestimmen. Während einige Besucher und Besucherinnen scheinbar auf den Beginn einer bevorstehenden Vorstellung warten, zeigen sich Markt und Rathaus in einem gerade erst erneuerten Zustand.

Das Jahr 1967 war für Eisenach ein bedeutendes Jahr, fielen hier doch gleich mehrere Jubiläen aufeinander. Am größten und mit internationaler Aufmerksamkeit feierte man das 900. Gründungsjubiläum der Wartburg, für das große Teile der Burg umfangreich restauriert und auch das Museum neugestaltet wurden. Noch dazu kam das 450. Reformationsjubiläum, das im Oktober 1967 ebenfalls mit nationaler wie internationaler Prominenz gefeiert wurde. Begleitet wurden diese Großereignisse mit dem Druck von Festschriften und der Prägung unzähliger Gedenkmünzen. Gleichzeitig beging man das 150. Jubiläum des Wartburgfestes der Deutschen Burschenschaften.

In Erinnerung an den Eisenacher Parteitag, bei dem im August 1869 in den Gasthäusern Goldener Löwe und Zum Mohren die Sozialdemokratische Deutsche Arbeiterpartei (SDAP) gegründet wurde, aus der sich die spätere SPD entwickelte, wurde außerdem 1967 im ehemaligen Gasthaus Goldener Löwe eine Gedenkstätte eröffnet. Diese Eröffnung fand auch unter Anteilnahme politischer Prominenz statt, ging doch auch die SED selbst 1946 zum Teil auf die SPD zurück.

Ein weiteres für die Stadt bedeutendes Jubiläum war der 70. Jahrestag des Produktionsbeginns der Eisenacher Fahrzeugfabrik, die seit 1898 Automobile herstellte und später zum Automobilwerk Eisenach (AWE) wurde. Dieses besondere Industriejubiläum feierte man in der Stadt mit der Eröffnung eines modernen Ausstellungspavillons in direkter Nachbarschaft zur Wandelhalle, der nicht nur als Automobilmuseum, sondern auch als eindrucksvoller Raum für Konferenzen mit ausländischen Vertretern dienen sollte. Die feierliche Eröffnung dieses heute als Kunstpavillon genutzten Automobilmuseums fand an jenem 4. Juli 1967 statt, an dem auch das alte Foto entstand. Möglicherweise stand die Veranstaltung auf dem Markt, auf die die dargestellten Personen zu warten scheinen, also damit in Verbindung.

Insgesamt war das Jahr 1967 für die Stadt Eisenach demnach ein durchaus bedeutsames Jahr, für dessen Vorbereitung und gestalterischen Rahmen man einige Anstrengungen unternahm. Erst im Vorjahr hatte man in der Bahnhofstraße die schmutzige Farbenfabrik Arzberger, Schöpff & Co. abgerissen und durch einen großen Parkplatz sowie Grünanlagen mit Brunnen entlang der Straße ersetzt. Auch die Empfangshalle des Hauptbahnhofs kam im Vorfeld der Feierlichkeiten in die Kur und erhielt erst da die beiden Buntglasfenster, die noch heute einerseits an das Ruhlaer Uhrenwerk, aber auch an den (damals) 70 Jahre währenden Fahrzeugbau erinnern.

Der Markt erhielt 1967 ebenfalls ein neues Antlitz. Sein historisches Pflaster verschwand kurzerhand unter einer Asphaltschicht, wodurch er in den folgenden Jahrzehnten umso besser als Parkplatz, aber auch für Veranstaltungen (wie auf dem Foto) genutzt werden konnte. Als Bühne diente dabei ein Podest, das gemeinsam mit dem sog. Rathausgarten anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude zwischen Markt und Karlstraße angelegt worden war.

Das Rathaus, das nach schweren Kriegsschäden 1948/49 wiederhergestellt worden war, befand sich mittlerweile wieder in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Um im Rahmen der bevorstehenden Veranstaltungen ein besseres Bild abzugeben, wurde auch seine Fassade 1967 notdürftig ausgebessert und neu gestrichen.

Bilder:

Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Fotografie
4. Juli 1967

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
24. Januar 2025