Nikolaikloster

Seit Jahrhunderten ein Ort des Glaubens und der Fürsorge…

Einst befand sich am heutigen Karlsplatz ein Benediktinerinnenkloster, das nach der zugehörigen Nikolaikirche Nikolaikloster genannt wurde, jedoch ein wenig später als die Kirche entstand.
Ein erster, schlichter Kirchenbau ist an dieser Stelle wohl schon um 1140 als einfache Kaufmannskirche entstanden. Immerhin ist Sankt Nikolaus der Schutzpatron der Händler, die auf dem heutigen Karlsplatz, dem früheren Sonnabendmarkt, schon vor der Entstehung der eigentlichen Stadt Handel trieben.
Ab 1172 regierte Ludwig III., genannt der Fromme, als Landgraf von Thüringen. Seinen Namen erhielt er aufgrund seiner starken Gläubigkeit und der damit einhergehenden Stiftung mehrerer Kirchen und Klöster. Wohl Ende der 1170er Jahre beauftrafte er seine Tante Adelheid von Thüringen, die bis dato als Nonne im Kloster Drübeck bei Wernigerode gelebt hatte, mit dem Aufbau eines Benediktinerinnenklosters in direkter Nachbarschaft der Eisenacher Nikolaikirche. Adelheid wurde auch dessen erste Äbtissin.
Zu dieser Zeit (und wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Klostergründung) erfuhr die Nikolaikirche umfangreiche, repräsentative Umbauten im Stil der Romanik, an denen wahrscheinlich jene Baumeister beteiligt waren, die kurz zuvor erst den Palas der Wartburg fertiggestellt hatten. So erklären sich die großen gestalterischen Gemeinsamkeiten zwischen der Kirche und dem Burgpalas.

Das Kloster bestand neben der Nikolaikirche mit ihrem eindrucksvollen achteckigen Glockenturm außerdem aus der Propstei, die sich noch bis 1888 zwischen dem Kirchturm dem benachbarten Nikolaitor befand, einem Beinhaus, mehreren Lager- und Wirtschaftsgebäuden sowie dem sog. Langen Haus als Unterkunft der Nonnen. Außerdem waren ihm mehrere Dörfer außerhalb der Stadt zur Versorgung angegliedert, darunter z.B. das Dorf Fischbach im Osten der heutigen Stadt.

Wie die meisten Klöster nahm auch das der Benediktinerinnen eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein, da die Nonnen sich nicht nur um die Armen- und Krankenversorgung, sondern auch um die schulische Ausbildung der Töchter wohlhabender Familien kümmerten. Darüber hinaus galten Nonnenklöster als beliebter Rückzugsort verwitweter Frauen der oberen Gesellschaftschichten.
Nach der Reformation, mussten in Eisenach 1529 alle Kirchen und Klöster schließen, in denen noch keine evangelischen Gottesdienste abgehalten wurden. Das läutete auch den Niedergang des Nikolaiklosters ein – zwar konnte die Nikolaikirche ab 1555 wieder für Gottesdienste genutzt werden, doch lebten 1557 nur noch sieben Nonnen im ehemaligen Kloster.
Die zugehörigen Gebäude wurden in der Folgezeit an Privatpersonen veräußert und dienten fortan verschiedenen Zwecken. Auch die Nikolaikirche selbst wurde nach Schäden infolge des Stadtbrandes von 1636 entweiht und danach als Pferdestall und Wollweberei genutzt. Die meisten der verbliebenen Klostergebäude gingen spätestens im 18. Jahrhundert verloren. Im Jahr 1876 wurde das Areal der Diakonissen-Bewegung überlassen, die sich dem karitativen Dienst am Menschen verschrieb.
Auf der historischen Ansicht, die um 1930 entstanden sein dürfte, ist noch das alte Diakonissenmutterhaus zu sehen, das unter Einbeziehung wesentlich älterer Bauteile auf dem ehemaligen Klostergelände entstand. Die alte mit Ranken bewachsene Fassade muss neben der romanischen Nikolaikirche einen romantischen Anblick geboten haben. 1933 wurde der Altbau abgerissen und bis 1935 durch das heutige Diakonissenmutterhaus ersetzt.

Bilder:

Früher:
Sammlung Bernd Bierschenk
Fotografie
ca. 1930

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
19. März 2022