Ein bedrohter Ort der Kunstfreiheit…

Eines der prominentesten Gebäude der Eisenacher Altstadt befindet sich an deren nördlichen Rand. Dort, wo sich einst an der nördlichen Stadtmauer die Wasserburg Klemme (oder Clemda) befand, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde, um die Eisenacher zwischen sich und der Wartburg „einzuklemmen“, erhebt sich seit den 1870er Jahren das Große Haus des städtischen Theaters.
Vor ihrem Abriss ab 1870 diente die alte Wasserburg noch als Kaserne, deren Mannschaft im selben Jahr in den Deutsch-Französischen Krieg auszog und bei ihrer Rückkehr 1871 schon den Kasernenneubau in der Hospitalstraße bezog.
Im Anschluss entstand am Ort der abgetragenen Burg und durch großzügige Geldmittel des Fabrikanten Julius von Eichel nicht nur der Julius-von-Eichel-Platz, sondern an ihm auch das Großherzogliche Hoftheater, dessen Bau in Eisenach schon seit Jahrzehnten immer wieder geplant wurde, aber meist an Grundstücksfragen scheiterte.
Das zahlungsschwächere Publikum wurde über ein separates und äußerst schlichtes Treppenhaus bis ganz nach oben auf den zweiten Rang geführt. Der ca. 500 Zuschauer fassende Saal war durch Warmluftkanäle beheizbar und besaß eine ausgezeichnete Akustik. Die Bühne war u.a. mit einer modernen Löschanlage und Fahrstühlen ausgestattet.
1952 zum Landestheater erhoben, wurde das Eisenacher Theater zum Dreispartenhaus und bot fortan sowohl Schauspiel als auch Opern und Operetten. Infolge der Erhebung zum Landestheater fanden außerdem umfangreiche Sanierungs und Umbaumaßnahmen am Theater statt: von außen am ehesten sichtbar war die deutliche Vergrößerung und Erhöhung des Bühnenhauses auf die heutige Größe. Ebenso wurden die Bühnen- und Heizungstechnik erneuert. Weitere Sanierungsarbeiten (Fassade, Innenraum und Technik) erfolgten 1978 mit Blick auf den 100. Geburtstag des Hauses.
Mit der Wiedervereinigung fielen auch die umfangreichen staatlichen Subventionen weg, die den Theaterbesuch für alle erschwinglich machen sollten. Das hatte eine erneute finanzielle Schieflage des Hauses zur Folge, sodass 1994 die Eisenacher Schauspiel- bzw. 2008 die Opernsparte aufgelöst wurden. Drohende Schließungen aufgrund der zeitweise prekären finanziellen Lage Eisenachs konnten – begleitet von überregionalem Protest – glücklicherweise bislang abgewendet werden. Das Theater, das zu seinem längerfristigen Erhalt mittlerweile dem Staatstheater Meiningen angegliedert ist, führt derzeit noch ein eigenes Ballett und ein junges Schauspiel und wird weiterhin für zahlreiche Gastspiele und andere Veranstaltungen genutzt.
Bilder:
Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Ansichtskarte
gelaufen 1959
Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
16. Juni 2024