KUNSTPavillon

Ein bedeutendes Zeugnis der Ostmoderne…

Sicher trifft die Architektur des KUNSTPavillon an der Wartburgallee, der mit seiner flachen, modernen Bauweise in seiner Umgebung wie ein Fremdkörper wirkt, nicht jedermanns Geschmack, doch ist sie im Detail betrachtet dennoch bedeutend.
Das Jahr 1967 war mit den gleich drei international beachteten Jubiläen 900 Jahre Wartburg, 450 Jahre Reformation und 150 Jahre Wartburgfest für Eisenach ein bedeutendes Jahr. Diesen Anlass nutzte man auch, um andere Größen der Stadt zu beleuchten, zu denen nicht nur die, sondern auch der damals noch erfolgreiche Wartburg gehörte.
Auf einer zuvor mit Blumen und Spalieren gestalteten Anlage nahe der Wandelhalle errichtete man in nur acht Monaten Bauzeit einen Ausstellungspavillon, der 1967 eröffnet wurde und unter dem Thema 70 Jahre Automobilwerk Eisenach die Produktionsgeschichte der Eisenacher Fahrzeuge beleuchten sollte, die seit 1897 in der Stadt gefertigt wurden. Auf einer eingebauten Drehscheibe wurde bis zum Ende des Werks das jeweils neueste Wartburgmodell präsentiert. Bis zur Schließung 1994 besuchten mehr als drei Millionen Besucher die Ausstellung.

In der Baukultur der DDR stützte man sich ab den 60ern -auch wegen ständigem Materialmangels- zunehmend auf genormte und serienmäßig gefertigte Bauteile, die je nach Bedarf beliebig zusammengebaut werden konnten. Das Besondere an diesem Pavillon ist, dass er diesem System nur scheinbar entspricht. Denn tatsächlich ist alles am und im Pavillon ist extra für diesen maßgefertigt worden. Von den Bodenfliesen, den Fensterrahmen bis hin zu Deckenplatten und Möbeln ist alles aufeinander abgestimmt und eigens für dieses Gebäude entworfen und gefertigt worden.

Die Geschichte des Pavillons erlebte nach der Wende einige Auf und Abs. Schon in den frühen 90ern wollten die neuen Betreiber des oberhalb liegenden Hotels Fürstenhof auf dem Areal ein Parkhaus für das Hotel bauen, was jedoch ausblieb, da das Hotel selbst wenige Jahre später geschlossen wurde.
Zudem befand sich der Pavillon seit 1991 unter Denkmalschutz und beherbergte noch bis 1996 eine Automobilausstellung. Danach stand er für mehr als zehn Jahre leer und verfiel zusehends. 2005 wurde ihm der Denkmalstatus wieder entzogen und vom Stadtrat der Abriss beschlossen, was durch einen privaten Käufer verhindert werden konnte, der den Pavillon 2007 erwarb, schrittweise wieder nutzbar machte und seitdem unter dem Namen KUNSTPavillon darin verschiedene Kunstwerke, Veranstaltungen und Ausstellungen präsentiert. Mittlerweile hat sich der KUNSTPavillon wieder zu einem festen Baustein im kulturellen Leben der Stadt entwickelt.
Seit 2013 steht das Gebäude wieder unter Denkmalschutz und gilt mittlerweile auch wegen der besonders starken Einflüsse des Bauhaus sogar als National bedeutendes Denkmal. Aus diesem Grund flossen vor allem im Vorfeld des Jubiläums 100 Jahre Bauhaus (2019) zahlreiche Gelder in gründliche Restaurierungsarbeiten der Fassaden und des Interieurs.

Bilder:

Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Ansichtskarte
ungelaufen, ca. 1967

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
16. September 2023