Kapelle Hainstein

Einst der ganz persönliche Traum eines Architekten…

Eisenach verfügt über zahlreiche Gotteshäuser. Einige größer, wie z.B. Georgen- oder Nikolaikirche, einige kleiner, wie z.B. Annenkirche oder Clemenskapelle. Zu den kleineren und vor allem unbekannteren Gebetshäusern gehört die Kapelle auf dem Hainstein, was vor allem daran liegen dürfte, dass sie als Teil des Hotels Haus Hainstein erstens nicht öffentlich ist und zweitens auch ursprünglich nicht als Kapelle erbaut wurde.

Das Gebäude befindet sich abseits des Stadtzentrums, weit oben auf dem Hainstein, unmittelbar am Waldrand, wo die Straße Am Hainstein in den Geheimrat-Helferich-Weg übergeht.

Als der hannoversche Architekt Ferdinand Schorbach auf der Kuppe des Hainsteins in den 1880er Jahren ein Gebäudeensemble aus Villen (Villa Anna und Villa Elisabeth) und der Kuranstalt Köllner plante, war dieses Gebäude noch gar nicht vorgesehen.

Vermutlich, um sich selbst einen kleinen Sommersitz zu schaffen, ersetzte er die geplante Villa Elisabeth im Westen des Areals durch eine sog. Clausa, der er den Namen Mein Traum verlieh und die schließlich 1887/88 erbaut wurde. Um die Materialbeschaffung zu vereinfachen, verkaufte die Stadt einen Teil der alten Stadtmauer entlang der später entstandenen Domstraße, sodass der Sockel des Gebäude höchstwahrscheinlich zahlreiche alte Stadtmauersteine enthält.

Die Clausa Mein Traum diente schlussendlich nicht als Sommerhaus des Architekten Schorbach, sondern als besonderes Gästehaus der benachbarten Kuranstalt. Sie verfügte über zwei Schlafräume, eine Badewanne, dazu Sanitärräume und eine Küche mit Speiseaufzug im Souterrain sowie einen Speisesaal mit Kamin und einer Apsis, in der sich ein kleiner Hausaltar befand. Das L-förmige Gebäude rahmte dabei einen kleinen Innenhofgarten mit malerischem Blick zur Wartburg ein.

Die Burg war auch das architektonische Vorbild des Hauses, das nicht nur im neoromanischen Stil Rundbogenfenster erhielt, sondern auch aufwändige Säulenkapitelle, Wandschmuck, und eine trapezförmige Saaldecke, ähnlich der des großen Festsaals auf der Wartburg. Ansonsten erinnerte die Bauweise der Clausa eher an ein kleines Kloster und auch die Räume wurden entsprechend denen eines Klosters bezeichnet, z.B. Refektorium (Speiseraum), Sanctuarium (Altarbereich), Dormitorium (Schlafräume) etc.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg plante man in Eisenach die Ansiedlung eines katholischen Bildungszentrums, dem vor allem die Stadt und die Wartburg-Stiftung ein evangelisches Pendant entgegenzusetzen gedachten. So entstand ab 1924 aus der vorherigen Kuranstalt Köllner die Kuranstalt Hainstein Aktiengesellschaft. Das ehemalige Gästehaus war schon seit 1918 als Kapelle genutzt worden, erfuhr aber ab 1926 tiefgreifende Umbauten, bei denen z.B. der ehemalige Speiseraum als neuer Andachtsraum vergrößert wurde. Vom Berliner Künstler Paul Birr, der einige Jahre später das Bachdenkmal in der Eingangshalle der Georgenkirche schuf, stammten außerdem einige neue Buntglasfenster mit Motiven aus den Leben Jesu Christi und der Heiligen Elisabeth.

Auch heute noch ist das Hotel Haus Hainstein in evangelischer Trägerschaft und nutzt die ehemalige Clausa Mein Traum als hauseigene Kapelle, die z.B. für Eheschließungen und ähnliche Anlässe genutzt werden kann.

Bilder:

Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Ansichtskarte
ca. 1930

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
16. September 2023