Beton anstelle von grünen Gassen…

Im Zuge der Bauarbeiten an einem Erweiterungsbau der Theaterwerkstätten in der Goethestraße stieß man 2022 auf Reste der einst dort verlaufenden Stadtmauer. Da vom Abschnitt der historischen Stadtbefestigung, der einst parallel zur später entstandenen Goethestraße verlief, heutzutage keine Reste mehr erhalten sind, bringt dieser Vergleich aus der Jakobstraße den dortigen Teil der Mauer zurück ins Gedächtnis.
Der Bau der Eisenacher Stadtmauer begann bereits um 1170 und sie besaß eine Länge von etwa 2,8 Kilometern. Während die Mauer im Süden der Stadt aufgrund der dortigen Topografie größtenteils an Hängen errichtet wurde, verlief sie im Norden in einem langen Bogen durch flacheres Land und war dort zum einen durch das 1786 abgebrochene Nadeltor nahe dem heutigen Jakobsplan und (für die Öffentlichkeit) ab 1512 auch durch die Wasserburg Klemme (1871 abgerissen) passierbar. Vor den Mauern befand sich ein umlaufender Graben, vor dem später u.a. die Goethestraße angelegt wurde.
Die Stadtbefestigung wurde ihrerzeit bereits so angelegt, dass die noch junge Stadt Eisenach innerhalb der Mauern genügend Platz zum Wachsen hatte. Die Entwicklung eines vom Handwerk geprägten Viertels im Norden der Stadt geriet jedoch aufgrund des stagnierenden Zuzugs schon im Mittelalter ins Stocken. Die freigebliebenen Flächen im Norden der Altstadt wurden daraufhin für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, weswegen die Bereiche zwischen der heutigen Sophienstraße und der einstigen Mauer noch im 20. Jahrhundert nur dünn bebaut waren. Sogar bis in die DDR-Zeit hinein befanden sich dort noch viele kleine Gärten.
Das Zentrum der nördlichen Altstadt bildete einst die Kirche St. Jakob, welche sich auf dem nach ihr benannten Jakobsplan befand. Auch die Jakobstraße trägt den Namen dieser Kirche, entstand in ihrer heutigen Form jedoch erst, als das Gotteshaus selbst schon lange verschwunden war. Seit der Reformation fanden in der Kirche keine Gottesdienste mehr statt und sie wurde zur städtischen Mehlwaage umfunktioniert, einem Lagerhaus bzw. eine Verteilerstelle für Mehl. Beim großen Stadtbrand von 1636 brannte die alte Jakobskirche bis auf die Grundmauern nieder. Erst etwa siebzig Jahre später wurde an Ort und Stelle eine neue Mehlwaage errichtet, die 1796 aber ebenfalls abbrannte und dann beseitigt wurde. Seitdem findet man den Jakobsplan als freie und begrünte Fläche vor.
Vom Jakobsplan führte bis in die 1970er Jahre die sog. Kleine Grüne Gasse nach Norden zur Stadtmauer, die aber nicht mit der (großen) Grünen Gasse zu verwechseln ist, die von der Sophienstraße nach Norden abzweigte. Beide Gassen entstand bereits im Mittelalter als Erschließungsweg der dortigen Türme und Mauerbereiche. Mit dem Neubau der Plattenbauten in den 1970er Jahren wurde die kleine Grüne Gasse der Jakobstraße zugeschlagen, die einst nur von der Alexanderstraße zum Jakobsplan führte, und bis zur Goethestraße verlängert.
Den Neubauten gingen allerdings umfangreiche Abrissarbeiten in der nördlichen Eisenacher Altstadt voraus, denen quasi die gesamte vorherige Bebauung des Bereichs zwischen Jakobsplan, Sophienstraße, Goethestraße und Gerichtsgebäude zum Opfer fiel. Auf dem älteren Vergleichsbild sind die Abrissarbeiten in etwa aus der Mitte der heutigen Jakobstraße zwischen Jakobsplan und Goethestraße zu sehen (das Vergleichsbild von 2020 entstand fälschlicherweise etwas zu weit nördlich im Bereich der Einmündung in die Goethestraße). Sehr gut zu erkennen ist dabei rechts im Vordergrund ein Teil der Stadtmauer, der zu dieser Zeit noch von der Hospitalstraße kommend, vorbei am damaligen Rathenauplatz bis zur jetzigen Jakobstraße reichte. Um Platz für die modernen Plattenbauten und den Kindergarten am Rot-Kreuz-Weg zu schaffen, wurde diese Stadtmauerpartie damals ebenfalls abgerissen.
Vielleicht tauchen einige ihrer Reste früher oder später bei Bauarbeiten wieder auf – so wie 2022 auf dem Gelände der Theaterwerkstatt.
Den Neubauten gingen allerdings umfangreiche Abrissarbeiten in der nördlichen Eisenacher Altstadt voraus, denen quasi die gesamte vorherige Bebauung des Bereichs zwischen Jakobsplan, Sophienstraße, Goethestraße und Gerichtsgebäude zum Opfer fiel. Auf dem älteren Vergleichsbild sind die Abrissarbeiten in etwa aus der Mitte der heutigen Jakobstraße zwischen Jakobsplan und Goethestraße zu sehen (das Vergleichsbild von 2020 entstand fälschlicherweise etwas zu weit nördlich im Bereich der Einmündung in die Goethestraße). Sehr gut zu erkennen ist dabei rechts im Vordergrund ein Teil der Stadtmauer, der zu dieser Zeit noch von der Hospitalstraße kommend, vorbei am damaligen Rathenauplatz bis zur jetzigen Jakobstraße reichte. Um Platz für die modernen Plattenbauten und den Kindergarten am Rot-Kreuz-Weg zu schaffen, wurde diese Stadtmauerpartie damals ebenfalls abgerissen.
Vielleicht tauchen einige ihrer Reste früher oder später bei Bauarbeiten wieder auf – so wie 2022 auf dem Gelände der Theaterwerkstatt.
Bilder:
Früher:
Wolfram Linß
Fotografie
1974/75
Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
4. Februar 2020