Seine Gäste kamen einst aus der Ferne, heute kommen sie aus der Stadt…

An der Spitze der Eisenacher Stadtverwaltung steht der Oberbürgermeister – ein Amt, das erstmals 1847 von August Roese bekleidet wurde. Der Oberbürgermeister hat, wie in vielen Städten, seinen Sitz im Rathaus und stellt das Stadtoberhaupt der gesamten Stadt Eisenach mit all ihren Ortsteilen dar. Die Kernstadt Eisenach selbst hat ebenfalls einen Bürgermeister. Dessen Büro befindet sich jedoch nicht im historischen Rathaus, sondern in einem anderen geschichtsträchtigen Gebäude am Markt: dem sog. Rautenkranz. Dieser war bereits früher Thema in meinen Vergleichen 16 und 68.
Dieses imposante Gebäude an der Ecke zur Badergasse beherbergt neben dem Büro des Bürgermeisters und dem Bürgerbüro heute große Teile der Eisenacher Stadtverwaltung. Ursprünglich jedoch befand sich hier eines der wohl traditionsreichsten Hotels der Stadt – das ehemalige Hotel Rautenkranz, dessen Namen der Bau noch heute trägt.
Erstmals erwähnt wurde der wahrscheinlich weitaus ältere Gasthof zum Rautenkranz bereits im Jahre 1611. In diesem Jahr wurde er von Catharina Erbach übernommen, deren Mann Georg Erbach den Rautenkranz seit 1609 geführt hatte. Noch bis 1665 sollte er im Besitz der Familie Erbach bleiben.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hatte die Stadt schwer zu leiden und musste immer wieder fremden Heeren Unterkunft und Verpflegung bieten. Diesem Zweck diente 1633 auch der Rautenkranz, der sich in den Jahrzehnten nach dem Krieg auch aufgrund seiner zentralen Lage zur besten Adresse der Stadt entwickelte. Zahlreiche hochrangige Besuche und stadtgeschichtlich bedeutende Ereignisse stehen im Zusammenhang mit dem Rautenkranz:
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hatte die Stadt schwer zu leiden und musste immer wieder fremden Heeren Unterkunft und Verpflegung bieten. Diesem Zweck diente 1633 auch der Rautenkranz, der sich in den Jahrzehnten nach dem Krieg auch aufgrund seiner zentralen Lage zur besten Adresse der Stadt entwickelte. Zahlreiche hochrangige Besuche und stadtgeschichtlich bedeutende Ereignisse stehen im Zusammenhang mit dem Rautenkranz:
Am 31. Juli 1814 verbrachte hier der preußische König eine Nacht. Am 18. Oktober 1817 war hier der Ausgangspunkt für den Marsch von ca. 500 Studenten hinauf zur Wartburg, wo dann das berühmte Wartburgfest stattfand. Im März 1848 beherbergte der Gasthof mehrere Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung, unter ihnen z.B. Robert Blum und Jakob Grimm, und neben zahlreichen weiteren Angehörigen des Hochadels logierten hier später auch Prinz Albrecht von Preußen, der König von Sachsen oder auch die deutsche Kaiserin Eugenie.
Das Gasthaus wechselte in den Jahrhunderten unzählige Male die Besitzer und Wirte und wurde stetig ausgebaut und umgestaltet. Einen besonderen Entwicklungsschub brachte hierbei vor allem das 19. Jahrhundert mit dem aufkommenden Fremdenverkehr. So erhielt der Ursprungsbau des Rautenkranzes im Jahr 1836 eine dritte Etage und wurde nach einer erneuten umfangreichen Erweiterung durch mehrere Zimmer und zwei neue Säle am 12. Dezember 1867 wiedereröffnet.
Kaum vierzig Jahre später machte der immer weiter anwachsende Tourismus und der aufkommende Kurbetrieb Eisenachs eine deutliche Vergrößerung des nun als Hotel firmierenden Rautenkranzes unumgänglich. So wurde im Jahre 1903 der Altbau abgerissen und 1904 durch ein komplett neues Gebäude im Stil der Kaiserzeit ersetzt, welches auch heute noch die Nordwestecke des Marktes dominiert. Der alte Rautenkranz zählte zwar nach wie vor zu den besten Adressen der Stadt, musste sich diesen Platz mittlerweile jedoch mit anderen großen Hotels teilen, die in der Zwischenzeit entstanden waren: darunter der Thüringer Hof und das Hotel Zimmermann am Karlsplatz, der Kaiserhof am Nikolaitor oder auch das 1902 eröffnete Kurhotel Fürstenhof. Gab es im 19. Jahrhundert noch eine ganze Reihe hochrangiger Gäste, wurden die Besuche der ganz großen Berühmtheiten im 20. Jahrhundert deutlich seltener.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hotelbetrieb 1942 eingestellt und im Gebäude ein Lazarett eingerichtet. Den Krieg selbst überstand das Gebäude weitgehend unversehrt. Nach seinem Ende diente der Rautenkranz kurzzeitig als Domizil mehrerer Dienststellen der amerikanischen Armee, ehe er im Jahre 1946 als Hotel wiedereröffnet werden konnte. Nachdem jedoch der letzte Betreiber Albert Jordan mit seiner Familie die DDR verließ, schloss der Rautenkranz 1953 schließlich endgültig.
Nach einigen Umbauten diente das Gebäude ab 1956 der Stadtverwaltung und in den 1990er Jahren kurzzeitig auch als Teil des Landratsamtes des Wartburgkreises.
Nach fast siebzig Jahren Nutzung als Verwaltungsgebäude erinnern an die frühere Nutzung als Hotel indes immer noch einige Details. Die frühere Ausstattung des Eingangsbereiches, bestehend aus Teppichen, Sesseln, Buntglasfenstern, Kronleuchtern, Gemälden und Skulpturen etc. ist freilich längst verloren gegangen. Doch noch heute beeindruckt das Gebäude mit seiner Fassade, seinem Eingangsportal, dem edlen Treppenhaus, dem Bürgerbüro im hübschen ehemaligen Speisesaal oder den Stadtratssitzungen im früheren Jugendstil-Festsaal. Und natürlich ist nach über vier Jahrhunderten auch der Name des Gebäudes erhalten geblieben: der Rautenkranz.
Nach fast siebzig Jahren Nutzung als Verwaltungsgebäude erinnern an die frühere Nutzung als Hotel indes immer noch einige Details. Die frühere Ausstattung des Eingangsbereiches, bestehend aus Teppichen, Sesseln, Buntglasfenstern, Kronleuchtern, Gemälden und Skulpturen etc. ist freilich längst verloren gegangen. Doch noch heute beeindruckt das Gebäude mit seiner Fassade, seinem Eingangsportal, dem edlen Treppenhaus, dem Bürgerbüro im hübschen ehemaligen Speisesaal oder den Stadtratssitzungen im früheren Jugendstil-Festsaal. Und natürlich ist nach über vier Jahrhunderten auch der Name des Gebäudes erhalten geblieben: der Rautenkranz.
Bilder:
Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Ansichtskarte
um 1905
Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
26. Januar 2025