Haus Hainstein

Eisenachs erste Kuranstalt…

Bis 1938 verfügte Eisenach über einen eigenen Kurbadbetrieb, der im Jahre 1906 mit der Einweihung der Wandelhalle offiziell begann. Doch die Idee, die Stadt und mit ihrer malerischen Natur zum Kurort zu entwickeln, war bereits Jahrzehnte älter. Erste Formen nahm diese Idee an, als der Schweizer Dr. August Köllner auf dem seinerzeit noch weitgehend unbebauten Hainstein Baugrund erwarb, um dort eine Kur- und Kaltwasseranstalt mit über 70 Gästebetten zu errichten, mit deren Planung die hannoverschen Architekten Ferdinand Schorbach und Johann Heinrich Kastenholz beauftragt wurden.

Das Projekt wurde seitens der Stadt und des Großherzogs großzügig unterstützt – einerseits diente der Stadtmauerabschnitt entlang der Domstraße als Lieferant für Baumaterial, andererseits bezog die Anstalt ihr Wasser aus der Wasserleitung der Wartburg. Die Anbindung erfolgte über die 1888 eigens angelegte Straße Am Hainstein, die von der Barfüßerstraße am Haus Hainstein vorbei bis zur ehemaligen Eselstation der Wartburg führen sollte. Nachdem jedoch die sog. Blaue Linie festgelegt wurde, die ein weiteres Heranrücken der Stadt an die Wartburg unterbinden sollte und direkt am Grundstück vorbeilief, unterblieb der Ausbau der Straße in Richtung der Wartburg.
 
Die Fertigstellung des Gebäudeensembles erfolgte bis 1890 und prägte vor allem die talseitige Ansicht des Hainsteinfelsens, der stellenweise durch Sprengungen bebaubar gemacht wurde. Wie ein Schloss thronte die Kuranstalt Köllner mit ihrem Turm, den Erkertürmchen, Balkonen und Fachwerkgeschossen über dem Haintal. Das Bergplateau um das Haus herum wurde mit einem großzügigen Park gestaltet, von dem sich bis heute nicht viel erhalten hat.
 
Nachdem Ersten Weltkrieg konnte der Kurbetrieb in Eisenach nur mit Mühe fortgeführt werden. Die Kuranstalt auf dem Hainstein wurde 1918 an bayrische Investoren verkauft, die zeitgleich den Bau eines katholischen Bildungszentrums in der Stadt planten. Um ein evangelisches Pendant zu schaffen, gelang der Stadt in Zusammenarbeit mit der Wartburg-Stiftung sowie den evangelischen Kirchen Deutschlands und Schwedens über das neugegründete Hainsteinwerk e.V. die Pachtung der gesamten Anlage.
Im Jahr 1926 fanden umfangreiche Umbaumaßnahmen statt, die die einstige Kuranlage u.a. zu einer Jugendhochschule und evangelischen Begegnungsstätte weiterentwickelten. Äußerlich veränderte sich das Gebäude dabei bis auf einen westlichen Anbau und seine entfernten Balkone nur geringfügig, im Inneren hingegegen kam es zu tiefgreifenden Umgestaltungen im Stil des Art déco und Expressionismus, die dort großteils bis heute vorzufinden sind.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 wiederum mit schwedischer und gesamtdeutscher Unterstützung die Hainstein GmbH mit dem Ziel gegründet, das Haus grenzübergreifend zu einem Schulungs- und Tagungshotel zu entwickeln. Aus diesem Betrieb entstand über die Zeit das heutige Hotel Haus Hainstein. In den 1950er und 60er Jahren folgten weitere Umbauten an den Gebäuden, die eine starke Vereinfachung der Fassaden zur Folge hatten. Die daraus resultierende Erscheinung der Gebäude, z.B. mit dem nun größtenteils verdeckten Fachwerk und den vereinfachten Dachlandschaften, weicht mittlerweile stark von den ursprünglichen Formen von 1890 ab.
In den 1970ern wurden einige Nebengebäude abgerissen und u.a. durch ein Heizhaus sowie mehrere Reihenhäuser ersetzt. Erst nach der Wende wurde der ehemalige Park größtenteils durch Parkplätze und neue Wohngebäude überformt.
 
Nichtsdestotrotz dominiert das Hotel Haus Hainstein durch seinen erhöhten Standort noch immer das Panorama des Haintals und die Aussicht von der Wartburg hinunter auf die Stadt. Auch nach über 130 Jahren seines Bestehens gehört das Haus zu den wichtigsten und größten Hotels der Stadt, das mit seiner Restaurantterrasse und einem malerischen Blick zur Wartburg auch die einheimische Bevölkerung anzieht.

Bilder:

Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Ansichtskarte
um 1965

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
16. September 2023