Ein malerisches Tal, von der Wartburg bekrönt…

Die Wartburg ist das Wahrzeichen Eisenachs, spielte in der Entwicklung der Stadt im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine immense Rolle und war auch zentraler Bestandteil der Stadtplanung in der Eisenacher Südstadt. Fast sämtliche Grundstücke der Eisenacher Villenkolonien genossen einst oder genießen immer noch eine herrliche Aussicht zur Burg. Einer der schönsten Blicke eröffnet sich dem Betrachter am Beginn des Haintals. Und dort nahm auch die Entwicklung der Eisenacher Villenviertel ihren Ursprung.
– 1889/90 erfolgte der Bau des Ritterbades auf der Wartburg, welches auf dem Bild unterhalb des Südturms hinter einem Baum schon zu erkennen ist.
– Um 1903 wurde der Teich im Vordergrund durch den Eisenacher
Verschönerungsverein zugeschüttet.
Der Teich war der unterste bzw. nördlichste der einst zur Fischzucht genutzten fünf Hainteiche. Er verlieh dem Umfeld nicht nur eine gewisse Romantik, sondern wurde auch ganz bewusst in das parkartig gestaltete Areal integriert, da sich darin die Wartburg spiegelte. Nach dem der Teich um 1900 zugeschüttet wurde, entstand an seiner Stelle ein ebenfalls hübscher Ziergarten, welcher jedoch spätestens in der DDR verloren ging.
Überhaupt verlor das Haintal zu DDR-Zeiten viel seines ursprünglichen Charmes, da unmittelbar unterhalb der Reutervilla ein weiterer der Hainteiche zugeschüttet wurde, um Kleingärten anzulegen, und durch mangelnde Pflege Teile von Hain- und Helltal verwilderten und ihren parkartigen Charakter verloren.
Nichtsdestotrotz bieten sich in diesem Gebiet nach wie vor interessante Blickbeziehungen zwischen der Natur, der Wartburg und Reutervilla. Letztere ließ sich 1867/68 der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter erbauen, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Er markierte gewissermaßen den Startpunkt für die Entwicklung der Eisenacher Villenkolonien, da sich in den folgenden 50 Jahren zahlreiche wohlhabende Menschen, vor allem Ruheständler, in Eisenach Villen mit Blick auf die Wartburg errichten ließen.
Durch den Bauboom rückte die Bebauung immer näher an die Wartburg heran und drohte das harmonische Bild der Burg inmitten der Wälder zu stören. Daher wurde 1902 die sog. Blaue Linie über den Predigerberg, durch das Haintal und entlang der Wartburgauffahrt gezogen, welche in abgewandelter Form noch heute gilt und dafür sorgt, dass Neubauten nur mit gebührendem Abstand zur Wartburg entstehen dürfen.
Bereits hinter der besagten Blauen Linie, weil bereits vorher gebaut, befand sich das kleine Gebäude im Hintergrund, welches 1878 als Haus des Rentners Hermann Steinbrecht erstmals im Adressbuch auftauchte. Ab 1887 war dort Prof. Rudolf Denhardts Sprachheilanstalt untergebracht), die jedoch spätestens 1908 geschlossen worden sein dürfte, da Prof. Denhardt im Folgejahr bereits verstorben war. Das Haus wurde in der Folge abgerissen und 1910 durch die heutige Villa Reuterweg 3 ersetzt.
Bilder:
Früher:
Sammlung Alexander Lambrecht
Stereogramm (Teilbild)
ca. 1895
Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
17. September 2023