Dr. Josef Wiesen
(* 25. Februar 1866, Ittebe)
Dr. Erich Wiesen
(* 18. Dezember 1897, Leipa)
Irma Wiesen
(* 8. August 1909, Regensburg)
geb. Firnbacher
Kurt Peter Wiesen
(* 26. April 1933, Eisenach)
Josef Wiesen kam 1866 im österreich-ungarischen Ittebe (heute Szerbittabé) zur Welt. Nachdem er in Osterrode und Kassel sein Abitur ablegte, studierte er Hebräisch, Philosophie und Pädagogik in Berlin, Straßburg und Erlangen. Nach seiner Promotion wurde er Bezirksrabbiner im böhmischen Leipa.
Dort kam 1897 auch sein einziger Sohn Erich zur Welt, den er gemeinsam mit seiner ersten Frau Ida Wiesen bekam. Ida starb jedoch schon 1905, woraufhin Josef erneut heiratete.
Von 1898 bis 1918 war Dr. Josef Wiesen Landerrabbiner für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und zu dieser Zeit der höchste jüdische Würdenträger Thüringens. In dieser Funktion bezog er mit seiner Familie 1911 nach Eisenach, wo er in den 1920er Jahren die Villa Muskulus am Schlossberg 10 erwarb, in der ein Heim für schwererziehbare Kinder einrichtete.
Sein Sohn Erich Wiesen besuchte in Eisenach das Karl-Friedrich-Gymnasium und zog nach dem Abitur 1915 in den Ersten Weltkrieg. Danach studierte er Medizin an der Universität Würzburg und war als Mitglied der Marschgruppe Würzburg an der Niederschlagung kommunistischer Aufstände in Thüringen beteiligt.
Nach seiner Promovierung 1922 begann Dr. Erich Wiesen in Eisenach als Arzt zu praktizieren, zum einen als Kinderarzt in einer Klinik und zum anderen in seiner Praxis in der Johannisstraße 9.
1932 heiratete er die aus Regensburg stammende Irma Firnbacher, mit der gemeinsam er 1933 den Sohn Kurt Peter zur Welt brachte.
Dieser wuchs von Anfang an mit der Härte der Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden auf.
Nach der Pogromnacht 1938 wurde Dr. Josef Wiesen, seit 1930 im Ruhestand, verhaftet, aber wieder freigelassen. In den folgenden Jahren beherbergte und unterstützte er verfolgte Juden, ehe er am 19. September 1942 selbst ins KZ Theresienstadt deportiert wurde, wo er zwei Monate später im Alter von 76 Jahren starb.
Dr. Erich Wiesen wurde gemeinsam mit seiner Frau Irma und dem neunjährigen Sohn Kurt Peter am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort wurden sowohl Irma als auch Kurt Peter ermordet, doch Erichs Geschichte ging weiter.
Unter der Leitung von Josef Mengele musste er als Häftlingsarzt seinen Dienst tun, bis er wegen des Vorrückens der Roten Armee zunächst auf einen Todesmarsch zum KZ Sachsenhausen und danach nach Mauthausen geschickt. Auch diese Konzentrationslager überlebte er.
Nach der Befreiung Mauthausens kehrte Dr. Erich Wiesen nach Eisenach zurück, kam wieder den Besitz des Hauses Schlossberg 10 und machte als Geschäftsführer der Israelitischen Kultusgemeinde Wiedergutmachungsansprüche geltend. Diese wurden von Oberbürgermeister Karl Hermann umfänglich unterstützt. Trotzdem wanderte er 1946 über Deggendorf in die USA aus, wo er nach einer weiteren Hochzeit und Jahren als angesehener Arzt am 1. Januar 1972 starb.
Recherche:
F. Rothe
A. Lambrecht
Text:
F. Rothe
A. Lambrecht
Bilder:
F. Rothe



