Familie Dr. Herbert Grünbaum

Dr. chem. Herbert Grünbaum
(* 30. Oktober 1883, Geisa)

Elisabeth Grünbaum
(* 15. Juli 1897, Magdeburg)
geb. Kaufmann

Babette Grünbaum
(* 1920, Eisenach)
verh. Weiß

Hanna Grünbaum
(* 14. Juli 1922, Eisenach)

Werner-Ludolf Grünbaum
(* 20. Dezember 1923, Eisenach)

Herbert Grünbaum wurde im Oktober 1883 im thüringischen Geisa als Sohn von Leopold und Babette Grünbaum (geb. Schasmin) geboren und studierte nach seinem Schulabschluss Philosophie und Chemie und erlange seine Doktorwürde.

Wann genau Herbert Grünbaum in Eisenach sesshaft wurde, ist nicht überliefert. Jedoch war er 1917 bereits Mitglied in der jüdischen Gemeinde der Stadt.
1920 heiratete er die 1897 in Magdeburg geborene Elisabeth Kaufmann und bezog mit ihr die Villa Mariental 28. Dort wurde noch im selben Jahr die erste gemeinsame Tochter Babette geboren, der 1922 ihre Schwester Hanna bzw. 1923 ihr Bruder Werner-Ludolf folgten.
In den 1930er Jahren zog die Familie in die Gaswerkstraße 30, in der sich auch Herbert Grünbaums chemische Fabrik Bohlig & Roth befand, die über vier Angestellte verfügte, jedoch von Grünbaum im Rahmen der Arisierung abgegeben werden musste.

Die älteste Tochter Babette Grünbaum sollte ab 1937 zunächst die jüdische wirtschaftliche Frauenschule in Wolfratshausen besuchen, wurde nach dem Novemberpogrom 1938 von ihren Eltern aber stattdessen mit einem der sog. Kindertransporte nach England geschickt, wo sie vor den Nationalsozialisten in Sicherheit war.

Hanna und ihr kleiner Bruder Werner-Ludolf wurden 1939 in die Niederlande geschickt – vermutlich, um von dort ebenfalls mit einem Schiff nach England oder in die USA auszureisen. Sie saßen dort allerdings zunächst fest.

Am 9. Mai 1942 wurden Herbert und Elisabeth Grünbaum aus Eisenach ins polnische Ghetto Belzyce deportiert und dort später ermordet.
Einen Tag nach ihrem 20. Geburtstag wurde Hanna Grünbaum gemeinsam mit ihrem Bruder Werner-Ludolf in den mittlerweile besetzten Niederlanden verhaftet und in Westerbork interniert. Von dort aus führte ihre letzte Reise nach Ausschwitz, wo auf beide nur der Tod wartete.

Ihre große Schwester Babette hingegen überlebte den Holocaust in England. Dort arbeitete sie als Hausmädchen bzw. Krankenschwester, ehe sie 1947 Herbert Weiss heiratete, mit dem sie 1954 nach Brasilien auswanderte. Als einzige Überlebende ihrer Familie starb Babette Weiss im Januar 1989 in Rio de Janeiro.

Die Stolpersteine der Familie Grünbaum liegen heute vor dem ehemaligen Wohnhaus im Mariental 28.

Es bestand Verwandtschaft zu den anderen Grünbaum-Familien in Eisenach:
Fanny Grünbaum
war aus zweierlei Gründen seine Tante: einerseits war sie die Schwester seiner Mutter Babette, andererseits auch mit James Isaak Grünbaum verheiratet, dem Bruder von Herberts Vater.
Dr. Edgar Grünbaum war hingegen Herberts Cousin und Sohn seines Onkels Arnold und dessen Frau Philippine Grünbaum.

Recherche:
F. Rothe

Text:
F. Rothe
A. Lambrecht

Bilder:
F. Rothe