Die Wartburg von Nordosten

Eine Schönheit von fast 1000 Jahren …

Im Jahre 1067 soll es der Sage nach gewesen sein, als ein mainfränkischer Graf namens Ludwig der Springer von der Schauenburg bei Friedrichroda zu einer Jagd aufbrach, während der er sich auf einen steilen Bergrücken verirrte. Beeindruckt von der Aussicht, die sich ihm dort oben eröffnete, soll er ausgerufen haben: „Wart‘ Berg! Du sollst mir eine Burg werden!“ – die Wartburg war gegründet.
Wann und wie genau diese Gründung tatsächlich stattfand, kann nicht mehr sicher gesagt werden. Fakt ist aber, dass die Burg schon dreizehn Jahre später, nämlich, 1080 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie hat dort da also mit Sicherheit einige Jahre existiert.

Etwa 100 Jahre lang diente die Festung als Grenzsicherung des Besitzes der sog. Ludowinger, ehe sie -seit 1131 als Landgrafen von Thüringen- ihre Hauptresidenz auf
die Wartburg verlegten und sie aus diesem Grund stark ausbauten. Zwischen 1156 und
1172 entstand so der romanische Palas, der heute ein Unikat darstellt – nördlich der Alpen hat sich kein Gebäude dieser weltlichen Art in diesem Umfang erhalten.
Um 1200 war die Wartburg eines der europäischen Zentren für Lyrik und Minnesang (1206/07 soll der legendäre Sängerkrieg dort stattgefunden haben), Walter von der Vogelweide war nachweislich mehrfach zu Gast.
Mit Landgräfin Elisabeth von Thüringen lebte zeitweise sogar eine Heilige
und mit Heinrich Raspe IV. ein König des Heiligen Römischen Reiches in den Mauern der Burg.
Ab dem 14. Jahrhundert verlor die Burg an Bedeutung, von Mai 1521 bis März 1522
diente sie als Versteck des Mönches Martin Luther, der zuvor vom Papst gebannt bzw. vom Kaiser geächtet wurde und hier hier in nur 11 Wochen das
Neue Testament ins Deutsche übersetzte.
Im 18. Jahrhundert setzte ein rascher Verfall ein, der erst 1840 gestoppt wurde, als am romanischen Palas mit den Wiederherstellungsarbeiten begonnen wurde, die von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach initiiert wurden und bis 1890
letztlich fast die gesamte Burg betrafen. Der Wiederaufbau dieser sagen- und geschichtsträchtigen Burg förderte den Tourismus in und um Eisenach und bescherte der Stadt bis zum 1. Weltkrieg einen enormen Aufschwung.
Seit 1922 kümmert sich die Wartburg-Stiftung um den Erhalt und die Präsentation der Wartburg. Seitdem gab es nur in den 1950er Jahren größere bauliche Veränderungen; so wurde z.B. die großherzogliche Wohnung im Mittelteil der Burg zum Museum umgebaut bzw. das Treppenhaus am Palas durch einen größeren Neubau ersetzt, um den Festsaal besser für großes Publikum erreichbar zu machen.
Aufgrund ihrer geschichtlich und kulturell herausragenden Bedeutung, ihrer Lage in einer schönen und teils auf sie zugeschnittenen Umgebung und ihrer architektonischen Vielfalt gehört die Wartburg als „die ideale Burg der feudalen Epoche in Mitteleuropa“ seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Bilder:

Früher:
aus „Die Wartburg : ein Denkmal deutscher Geschichte und Kunst“
Max Baumgärtel (Hrsg.)
1907

Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
26. Oktober 2017