Wo einst Neuigkeiten die Stadt erreichten und verließen…

Bewegt man sich vom Markt ausgehend durch die Georgenstraße nach Westen, trifft man unmittelbar an der Ecke der Hospitalstraße auf ein auffälliges, gelbes Gebäude. Dabei handelt es sich um das Kinder- und Jugendzentrum „Alte Posthalterei“, das in seinem Namen schon die frühere Funktion dieses Gebäudes verrät.
Einst befanden sich unmittelbar am westlichen Rand des Grundstücks die Stadtmauer sowie das 1817 abgerissene Georgentor, das neben dem Nikolaitor eines der beiden wichtigsten Stadttore Eisenachs war. Entsprechend viel Verkehr herrschte hier, was den Ort natürlich schon früh zu einer guten Adresse für repräsentative Bauten machte.
So kam es, dass sich anstelle der späteren Posthalterei schon im Mittelalter ein Hof befand, der von den Herren der Brandenburg bewohnt wurde, die über Jahrhunderte auch als Burggrafen der Wartburg fungierten.
Dieses Geschlechte erlebte allerdings ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen Niedergang, woraufhin der Hof im Jahre 1342 an das Benediktinerkloster Kreuzberg (nahe Vacha) verkauft wurde, das wiederum der Abtei Hersfeld unterstellt war. Diese Beziehungen brachten dem Hof die Bezeichnungen Kreuzberger bzw. Hersfelder Hof ein. Seitdem das Territorium der Abtei Hersfeld im 17. Jahrhundert in den Besitz des Landgrafen von Hessen-Kassel kam, tauchten außerdem die Namen Hessischer Hof oder Hessenhaus auf. Dieser alte Hof wurde 1819 von den beiden Kaufleuten und Poststallmeistern Pfennig und Jungherr gekauft und für den anschließenden Bau einer neuen Posthalterei abgerissen.
Eine ältere Posthalterei hatte es in Eisenach bereits zur Zeit des Fürstentums Sachsen-Eisenach in der Schmelzerstraße gegeben. Doch bot man dort noch keinen regelmäßigen bzw. planmäßigen Postverkehr an.
Einen solchen gab es in Eisenach erst, als die Fürstlich Thurn und Taxis’sche Lehenspost im Jahr 1700 eine Poststelle am heutigen Telemannplatz eröffnete, die die Stadt an ein großes überregionales Postnetz anschloss. Dabei wurden nicht nur ein regelmäßiger Postverkehr angeboten, sondern auch die Beförderung von Personen in Kutschen.
Im Jahr 1816 wurde schließlich der gesamte Postverkehr des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach an die Post von Thurn und Taxis übertragen, was für diese wiederum weitere und größere Poststationen notwendig machte.
Einen solchen gab es in Eisenach erst, als die Fürstlich Thurn und Taxis’sche Lehenspost im Jahr 1700 eine Poststelle am heutigen Telemannplatz eröffnete, die die Stadt an ein großes überregionales Postnetz anschloss. Dabei wurden nicht nur ein regelmäßiger Postverkehr angeboten, sondern auch die Beförderung von Personen in Kutschen.
Im Jahr 1816 wurde schließlich der gesamte Postverkehr des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach an die Post von Thurn und Taxis übertragen, was für diese wiederum weitere und größere Poststationen notwendig machte.
Folglich wurde in Eisenach der alte Hessische Hof 1819 aufgekauft, abgerissen und im Anschluss durch einen Neubau im schlichten klassizistischen Stil ersetzt, der dann lange Zeit als Posthalterei genutzt wurde. Diese diente dazu, dass eingehende Post regional verteilt werden konnte, Boten ihre Pferde wechseln und Postwagen umgespannt werden konnten. Zeugnis davon legt noch heute die große Einfahrt in der Mitte des Gebäudes ab. Wie auf den Bildern zu sehen, wird diese von schlichten dorischen Säulen eingerahmt und verfügt an deren Sockeln über runde sog. Kutschersteine. Diese dienten dazu, Kutschenräder beim Ein- und Ausfahren in die richtige Fahrspur zu lenken und verhinderten so Schäden an Wagen und Gebäude.
Als Frankfurt, Sitz der Thurn und Taxis’schen Post, 1866 von Preußen besetzt wurde, ging diese in die Norddeutsche Post bzw. 1871 in die Deutsche Reichspost über. Da die Posthalterei in der Georgenstraße den Anforderungen des stetig wachsenden Postwesens nicht mehr gewachsen war, verlor sie ihre Funktion an das 1885-87 neugebaute Hauptpostamt am Markt.
Das Gebäude wurde daraufhin 1908 von der Stadt gekauft, die hier die Städtische Realschule unterbrachte. Bei den zugehörigen Umbauarbeiten wurde nicht nur die Anordnung der Fenster verändert (siehe Fotos), sondern das Gebäude im Osten außerdem um einige Meter verkürzt. Dadurch wurde Platz geschaffen, um die 1905 nach Süden verlängerte Hospitalstraße an die Georgenstraße anschließen zu können. Seit 1924 bog außerdem die Straßenbahn zum Krankenhaus vom Markt kommend in die Hospitalstraße ab.
Ab Mitte der 1920er Jahre wurde in der Alten Posthalterei zusätzlich zur Realschule auch die Städtische Mädchenberufsschule eingerichtet. Nachdem das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig auch von der Städtischen Berufsschule genutzt worden war, diente es ab 1951 der Pestalozzi-Förderschule als Domizil, die aber schon 1981 einen Neubau im Palmental bezog.
Danach war die Posthalterei Sitz verschiedener Behörden und Organisationen und ab 1995 Heimstatt des neugegründeten Kinder- und Jugendzentrum „Alte Posthalterei“. Doch auch heute noch sind dort zusätzlich verschiedene Vereine wie z.B. die Verkehrswacht Wartburgkreis e.V. oder der Jugendweihe Westthüringen e.V. ansässig.
Das Gebäude selbst wurde im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte mehrere Male umgebaut bzw. neuen Bedürfnissen angepasst und hat dadurch einen nicht geringen Teil seiner ursprünglichen Gestalt eingebüßt. Den Neuanordnungen der Fenster fielen bspw. Schmuckelemente über dem Haupteingang zum Opfer, die auf dem historischen Foto noch zu sehen sind. Wann die markante Dachgaube mit dem halbrunden Fenster verschwand, kann ich aktuell nicht genau sagen. Sie dürfte allerdings noch mindestens bis in die 1970er Jahre hinein existiert haben. Im Inneren der Alten Posthalterei haben sich indes noch originale Stuckdecken und ansehnliche hölzerne Treppengeländer erhalten. Eine Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudes erfolgte ab 2014 in drei Bauabschnitten und fand 2023 ihren Abschluss.
Bilder:
Früher:
Fotograf unbekannt
Fotografie
vor 1908
Heute:
Alexander Lambrecht
Fotografie
26. Oktober 2024